Roland Berger ist eine internationale Unternehmensberatung mit rund 3.000 Mitarbeitern und über 50 Büros weltweit. Das Unternehmen, gegründet in München, berät vor allem in den Bereichen Strategie, digitale Transformation und Innovation und ist besonders in der Automobil-, Industrie- und Finanzbranche etabliert. Die Roland Berger-Studie zur Entwicklung der Automobilindustrie bis 2040 liefert Einblicke in die Veränderungen, die auf die Branche in den kommenden Jahren zukommen. Laut der Analyse könnten die dominanten Positionen westlicher Automobilhersteller, insbesondere der deutschen, erheblich geschwächt werden, während chinesische und koreanische Akteure zunehmend die Führung übernehmen. Die Studie beleuchtet zwei Hauptszenarien: ein beschleunigtes Wachstum der chinesischen Marktanteile und ein Szenario, in dem westliche Hersteller wieder erstarken könnten.
Die chinesische Herausforderung
Chinas Einfluss auf die globale Automobilindustrie wächst stetig. Die Roland Berger-Studie zeigt, dass die chinesische Automobilindustrie in den kommenden Jahrzehnten den stärksten Anteil des globalen Wachstums ausmachen wird. Norbert Dressler, Global Head des Automotive & Industrials Teams bei Roland Berger, betont in einem Interview mit dem Manager-Magazin, dass China heute führend im Hinblick auf Innovation ist. In den vergangenen Jahren hat sich die technologische Entwicklung in China beschleunigt und ermöglicht es den dortigen Unternehmen, Technologien schneller und kostengünstiger umzusetzen als viele ihrer westlichen Konkurrenten. Laut Felix Mogge, Senior Partner im Automotive-Team von Roland Berger, bringt diese Effizienz Chinas Automobilindustrie in eine führende Position.
Die Folgen für deutsche Hersteller: Einstige Gewinne aus dem chinesischen Markt schrumpfen, da chinesische Anbieter die Preise drücken. Laut Dressler ist das Potenzial für „überproportionale Renditen“ in China erheblich gesunken, und westliche Unternehmen verlieren zunehmend ihre Vormachtstellung. Die Roland Berger-Studie prognostiziert, dass in einem Szenario bis 2040 chinesische Hersteller etwa 75 Prozent des chinesischen Marktes kontrollieren könnten. Die Expereten betonen, dass neben der wachsenden Konkurrenz durch chinesische Hersteller auch der technologische Wandel im Bereich Elektromobilität und Software-Integration immer stärker in den Fokus rückt. Während China bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen klare Vorteile genießt, unter anderem durch staatliche Unterstützung und Investitionen in die gesamte Wertschöpfungskette für Batterien, sind westliche Hersteller gezwungen, ihre Ansätze grundlegend zu überdenken.
Empfehlungen von Roland Berger
Ein zentrales Element, welches die Mobilitätsexperten der deutschen Industrie vorschlagen, ist die Verschiebung des Entwicklungsfokus von der Hardware auf Softwarelösungen. „Software-definierte Fahrzeuge“, (Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel LINK), die ein Zusammenspiel von Hardware und Software ermöglichen, könnten laut der Studie Effizienzgewinne bringen. Dies sei insbesondere im Bereich der Nutzererfahrung, wie etwa beim Infotainment oder der Ladegeschwindigkeit, von Bedeutung. Außerdem könnten durch eine stärkere Virtualisierung von Testprozessen sowie die Reduktion von Varianten- und Ausstattungsoptionen erhebliche Kosten eingespart werden, was den deutschen Herstellern helfen könnte, sich besser gegen ihre östlichen Konkurrenten zu behaupten
Transformation oder Stagnation? Die Szenarien bis 2040
Für die Zukunft skizziert die Roland Berger-Studie zwei zentrale Szenarien für die deutsche Automobilindustrie: Ein Szenario, in dem westliche Hersteller trotz des wachsenden Drucks in China und der Transformation hin zu neuen Technologien wieder erstarken können, und ein alternatives Szenario, in dem China zunehmend die Vormachtstellung im globalen Automobilmarkt übernimmt.
In dem Wiedererstarken-Szenario gehen die Experten davon aus, dass deutsche und europäische Hersteller ihre traditionellen Stärken im Premiumsegment ausbauen und durch gezielte Investitionen in Software, Elektrofahrzeuge und automatisierte Prozesse konkurrenzfähig bleiben. Dieses Szenario sieht auch die Möglichkeit einer restriktiveren Handelspolitik in der Europäischen Union, welche die Marktdurchdringung chinesischer Unternehmen auf dem europäischen Markt erschweren könnte. Insbesondere Premiumhersteller wie Audi, BMW und Mercedes sind in diesem Szenario in der Lage, bis 2040 ihre Umsätze weiter zu steigern, wenn sie in innovative Technologien und Marktsegmente investieren.
Im anderen Szenario jedoch, bei dem chinesische Anbieter die Führung übernehmen, entfällt mehr als die Hälfte des globalen Umsatzwachstums auf chinesische Unternehmen, was laut der Studie einen Zuwachs von über 900 Milliarden Euro bedeutet. In diesem Szenario bliebe für westliche Hersteller nur ein vergleichsweise geringes Wachstum, da sie sich auf ihre Heimatmärkte konzentrieren müssten. Die Studie geht zudem davon aus, dass bis 2040 sechs der größten 20 Automobilzulieferer aus China stammen werden, aktuell sind es nur zwei. Die Roland Berger-Studie zeigt, dass die kommenden Jahre entscheidend für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit westlicher Automobilhersteller sein werden. Ob sie ihre Positionen durch stärken können oder den asiatischen Konkurrenten das Feld überlassen müssen, wird maßgeblich von ihrer Anpassungsfähigkeit abhängen.
Lesen Sie die Studie von Roland Berger hier.