Seit November 2024 fahren autonome Moia-Sammeltaxis durch die Stadtteile Wandsbek und Hamburg-Nord. Diese Tests sind ein europaweit einzigartiges Projekt der Volkswagen-Tochter ADMT, bei dem 25 selbstfahrende Fahrzeuge vom Typ ID. Buzz AD unterwegs sind. Mit innovativer Technik und ambitionierten Zielen soll das Angebot ab 2025 die Lücke im öffentlichen Nahverkehr schließen.

Innovation auf Hamburgs Straßen

Die schwarz lackierten, vollelektrischen Fahrzeuge fallen auf: Der ID. Buzz AD ist mit einer beeindruckenden Anzahl von Sensoren ausgestattet – 13 Kameras, 9 Lidar-Scanner und 5 Radare erfassen die Umgebung der autonomen Sammeltaxis in Echtzeit. Diese Technik ermöglicht es dem Shuttle, auch bei widrigen Wetterbedingungen präzise zu navigieren. Fußgängerbewegungen, wie ein plötzlicher Blick auf die Straße, werden erkannt und entsprechend berücksichtigt. Laut Christian Senger, Chef von Autonomous Driving Mobility & Transport (ADMT), einem Tochterunternehmen von Volkswagen, ergänzen sich die Sensoren perfekt und gewährleisten höchste Sicherheit.

Trotzdem läuft nicht alles reibungslos. Bei einer ersten Testfahrt musste laut dem Hamburger Abendblatt ein Sicherheitsfahrer eingreifen, als das Sammeltaxi über einen Zebrastreifen fuhr, obwohl Fußgänger diesen nutzen wollten. Diese Herausforderungen sollen bis zum offiziellen Betrieb gelöst sein. Ab Mitte 2025 werden die ersten Fahrgäste erwartet, und Ende 2026 soll der reguläre Betrieb starten. Ziel ist es, das Angebot als festen Bestandteil des öffentlichen Nahverkehrs zu etablieren und Ridepooling effizienter und nachhaltiger zu gestalten.

Pläne bis 2026

Die Testfahrten in Hamburg zeigen bereits beeindruckende Fähigkeiten: Der ID. Buzz AD meistert autonomes Gasgeben, Bremsen, Spurwechsel und Blinkmanöver zuverlässig. Allerdings gibt es noch Situationen, in denen das System an seine Grenzen stößt – etwa bei engen Fahrbahnverhältnissen oder unvorhersehbarem Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer.

Das Prinzip des autonomen Fahrens bei Moia ist auf dem sogenannten „Level 4“. Hierbei übernimmt das Fahrzeug auf definierten Strecken vollständig die Kontrolle, dennoch bleibt menschliches Eingreifen in Ausnahmefällen möglich. Während in den USA vollautonome Taxis ohne Fahrer bei Anbietern wie Waymo bereits Realität sind, verfolgt Moia einen anderen Ansatz. Der ID. Buzz AD wurde speziell für autonomes Fahren entwickelt und ist keine umgerüstete Version eines bestehenden Modells. Die Vision: ein zuverlässiger, langfristig einsetzbarer Ridepooling-Service.

Neben der Technologie spielt die Akzeptanz der Nutzer eine wichtige Rolle. Studien von Moia zeigen, dass 75 Prozent der potenziellen Kunden dem autonomen Angebot neutral bis positiv gegenüberstehen. Mehr als die Hälfte der Befragten würden das Angebot gerne nutzen. Momentan beschränkt sich der Nutzerkreis jedoch auf rund 600 Testkunden, die Fahrten im begrenzten Gebiet der Hamburger Stadtteile Wandsbek und Winterhude buchen können.

Hamburg positioniert sich mit diesem Projekt als Vorreiter in Europa. Verkehrssenator Anjes Tjarks von den Grünen betont, dass das autonome Ridepooling eine entscheidende Lücke zwischen klassischen öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Individualverkehr schließt. Ziel sei ein flexibler, smarter und komfortabler Nahverkehr, der sich an den individuellen Bedürfnissen der Menschen orientiert.

Bis Juni 2025 wird das Testfeld auf die Innenstadt erweitert, mit insgesamt 70 autonomen Shuttles. Ab Ende 2026 sollen diese Fahrzeuge regulär ohne menschlichen Fahrer unterwegs sein und per App buchbar sein. Mit über 11 Millionen beförderten Fahrgästen seit 2019 hat Moia bereits gezeigt, dass das Ridepooling-Konzept auf Interesse stößt. Die Einführung autonomer Fahrzeuge ist nun der nächste logische Schritt. Hamburgs Initiative könnte als Blaupause für andere Städte dienen, die ihre Mobilitätskonzepte nachhaltiger und moderner gestalten wollen.