Mobilitätsexperte Prof. Dr. Massimo Moraglio von der Technischen Universität Berlin erklärt, wie Tür-zu-Tür-Verkehr zur Senkung der CO2-Emissionen beitragen kann und warum dieser gesellschaftlich unverzichtbar ist.

Der Tür-zu-Tür-Verkehr umfasst die nahtlose Beförderung von Personen von ihrem Ausgangspunkt bis zum Zielort und integriert verschiedene Verkehrsmittel wie Busse, Züge und Mitfahrdienste. Ridehailing-Dienste wie Uber und Bolt spielen eine entscheidende Rolle bei der Anbindung der Nutzer an öffentliche Verkehrsknotenpunkte und können die Abhängigkeit von Privatfahrzeugen verringern.

Die Rolle des Tür-zu-Tür-Verkehrs
Der Übergang von individuellem Autoverkehr zu nachhaltigeren Verkehrsmitteln wie Schienen und Bussen ist ein wesentlicher Schritt zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Dabei müssen die sogenannten ersten und letzte Kilometer, das heißt die Strecke zwischen dem Zuhause oder Arbeitsplatz und den Verkehrsknotenpunkten, berücksichtigt werden, da sie eine entscheidende Rolle bei der sozialen Akzeptanz der Transformation zur nachhaltigen Mobilität spielen – besonders für ältere oder behinderte Menschen sowie Menschen in ländlichen Gebieten.

„Der Personenverkehr ist für etwa 45 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich“, erklärt Dr. Moraglio. „Doch durch innovative Lösungen im Tür-zu-Tür-Verkehr können wir diesen Anteil deutlich reduzieren.“

Wenn mehr Nutzer auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen und diese mit Tür-zu-Tür-Diensten kombinieren, verringert sich der Bedarf an eigenen Fahrzeugen. Dies führt zu einer Reduktion der CO2-Emissionen, die bei der Herstellung, Wartung und Nutzung von Privatfahrzeugen entstehen. Taxi- und Ride-Hailing-Dienste bieten hier eine vielversprechende Lösung.

Elektrifizierung der Fahrzeugflotten
Eine der wichtigsten Strategien zur Reduzierung der CO2-Emissionen ist die Elektrifizierung der Fahrzeugflotten. „Studien zeigen, dass eine elektrische, gepoolte Fahrt die Emissionen um bis zu 79 Prozent im Vergleich zu einer nicht gepoolten Fahrt reduzieren kann,“ so Moraglio. Durch die Umstellung auf Elektrofahrzeuge können gleichzeitig Betriebskosten sinken.

Regierungen und Verkehrsunternehmen sollten daher Anreize schaffen, um den Übergang zu elektrischen Fahrzeugen zu erleichtern. Finanzielle Unterstützung und Rabatte können Taxi- und Ride-Hailing-Fahrern helfen, auf umweltfreundlichere Fahrzeuge umzusteigen. Darüber hinaus sind Maßnahmen erforderlich, um die Ladeinfrastruktur zu verbessern und den Zugang zu Ladestationen zu erleichtern.

Ein weiteres Problem stellen Leerfahrten dar – die Wegstrecke, die ein Fahrzeug ohne Fahrgast zurücklegt. „Leerfahrten tragen erheblich zu den CO2-Emissionen bei“, erklärt Dr. Moraglio. „Durch besseres Flottenmanagement und die Förderung von Fahrgemeinschaften können wir dieses Problem verringern.“

Integration in den öffentlichen Verkehr
Die nahtlose Integration von Tür-zu-Tür-Diensten mit dem öffentlichen Verkehr ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Schaffung eines nachhaltigen städtischen Verkehrssystems. Diese könne „die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel fördern und die Anzahl der privaten Fahrzeugfahrten reduzieren“, betont Dr. Moraglio.

Regulatorische Maßnahmen und politische Unterstützung sind laut Moraglio unerlässlich, um die Vorteile des Tür-zu-Tür-Verkehrs voll ausschöpfen zu können. „Die Zusammenarbeit zwischen Verkehrsunternehmen und Stadtplanern muss gestärkt werden, um nachhaltige Mobilitätslösungen zu fördern.“

Dafür gibt es bereits praktische Beispiele. In einigen Städten haben Ride-Hailing-Unternehmen Geldanreize für ihre Fahrer geschaffen, emissionsärmere Technologien wie Hybrid- oder batterieelektrische Fahrzeuge zu nutzen. In anderen Städten wurden Projekte gestartet, um Taxis mit Verbrennungsmotoren durch Elektrotaxis zu ersetzen. Ein Beispiel dafür, wie plattformbasierte Anreize zu besseren Ergebnissen beitragen können, ist die freiwillige Verpflichtung von Uber in London. 2019 richtete Das Unternehmen einen Fonds ein, der Fahrern helfen soll, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen. Zur Förderung des Übergangs zu Elektrofahrzeugen investiert Uber außerdem 5 Millionen Pfund in öffentliche Ladeinfrastrukturen, wobei über 700 Ladestationen in bedürftigen Gebieten Londons installiert werden sollen. Überdies hat Uber sein Uber Green-Programm auf ganz London ausgeweitet, sodass Nutzer mühelos emissionsfrei fahren können. Bis 2030 möchte Uber  im Vereinigten Königreich komplett elektrisch aufgestellt sein.

„Die Zukunft der städtischen Mobilität liegt in einem intelligenten und nachhaltigen Tür-zu-Tür-Verkehrssystem“, erklärt Moraglio. „Durch gemeinsame Anstrengungen können wir den Übergang zu einer umweltfreundlicheren und lebenswerteren Stadtlandschaft schaffen.“