Volocopter eVTOL vor dem Grand Trianon, Versailles. © Volocopter

Volocopter, ein vor 13 Jahren gegründetes Luftfahrtunternehmen aus Baden-Württemberg, hat sich das Ziel gesetzt, den städtischen Verkehr mit elektrisch betriebenen Flugtaxis zu revolutionieren. Diese Fluggeräte, die senkrecht starten und landen können, auch bekannt als eVTOL (electric Vertical Take-Off and Landing), sollen eine leise und emissionsfreie Alternative zu herkömmlichen Verkehrsmitteln bieten.  Obwohl das Unternehmen bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris aufgrund verzögerter Zertifizierungen einen Rückschlag erlitt, bleibt es optimistisch. Unterstützt von renommierten Partnern wie Mercedes-Benz, Intel und dem chinesischen Autobauer Geely, arbeitet Volocopter daran, seine Technologie weltweit einzusetzen. Besonders in Singapur und in dem futuristischen saudi-arabischen Projekt Neom sieht das Unternehmen Chancen für den Einsatz seiner Fluggeräte. Aber auch in Paris soll es doch noch ein fin hereuse für die fliegenden Robotaxis geben.

Große Visionen und namhafte Investoren
Mit einem Robotaxi durch die Stadt fliegen hört sich an wie die Geschichte aus einem Science-Fiction-Roman, wurde in Paris aber fast Realität und könnte demnächst in Singapur zum Alltag werden. Während der Olympischen Spiele 2024 in Paris plante Volocopter, eine kleine Flotte von Flugtaxis einzusetzen, um Fans und Touristen über die Stadt zu transportieren. Die Zertifizierung der Volocopter-Fluggeräte durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) verzögerte sich, was dazu führte, dass der Einsatz der Flugtaxis nicht wie geplant erfolgen konnte. Statt Passagierflügen konnten nur Testflüge ohne Passagiere durchgeführt werden, was den ursprünglichen Plänen einen erheblichen Dämpfer versetzte. Dirk Hoke, der CEO von Volocopter und frühere, äußerte sich enttäuscht über diese Entwicklung, blieb jedoch optimistisch. „Das wäre für Paris die Kirsche auf der Torte gewesen“, sagte Hoke gegenüber der FAZ, „aber wir haben immer gesagt, wenn das nicht klappt, fliegen wir mit einer einfachen Flugerlaubnis ohne Passagiere.“

Volocopter wurde im Jahr 2011 in Bruchsal, Baden-Württemberg, von Stephan Wolf, einem Softwareentwickler, gegründet. Die Vision war es, ein revolutionäres Fortbewegungsmittel zu entwickeln, das die urbane Mobilität nachhaltig verändert. Ausgangspunkt war die Idee, eine Drohne so groß zu bauen, dass ein Mensch damit fliegen kann. Gemeinsam mit dem Physiker Thomas Senkel entstand daraus das Konzept des Volocopters, eines elektrisch betriebenen Multikopters, der senkrecht starten und landen kann.

Bereits 2011 absolvierte der erste Prototyp, der Volocopter VC1, erfolgreich seinen Erstflug und schrieb Geschichte: Er war das erste bemannte, elektrisch betriebene Luftfahrzeug seiner Art. Diese Pionierleistung fand auch international Beachtung und brachte dem Unternehmen früh Anerkennung in der Luftfahrtbranche ein.

In den folgenden Jahren gelang es Volocopter, mehrere bedeutende Investoren zu gewinnen, darunter Daimler, Intel und den chinesischen Autobauer Geely. Diese Partnerschaften stärkten die finanzielle Basis des Unternehmens und ermöglichten es, die Entwicklung voranzutreiben. Im Jahr 2019 führte Geely eine Finanzierungsrunde an, die 50 Millionen Euro einbrachte, und weitere Finanzierungsrunden folgten, darunter eine erhebliche Investition von 200 Millionen Euro im Jahr 2021 unter der Führung des großen amerikanischen Finanzverwalters BlackRock.

 Neom und Paris als Kunden
Im asiatischen Stadtstaat Singapur plante das Unternehmen, ab 2024 die ersten kommerziellen Flüge mit seinen elektrisch betriebenen Flugtaxis durchzuführen. Diese Taxis sollten zunächst für touristische Rundflüge genutzt werden und Passagieren eine neue Perspektive auf die Stadt bieten. Aufgrund von lokalen Finanzierungsproblemen in Singapur wurden die Pläne jedoch nach hinten verschoben. Mittelfristig sieht Volocopter in Singapur auch die Möglichkeit, grenzüberschreitende Flüge in benachbarte Länder wie Malaysia und Indonesien anzubieten, was die regionale Vernetzung erheblich verbessern könnte.


Volocopter eVTOL fliegt auf dem Gelände des Schlosses von Versailles. © Volocopter

In Paris hat Volocopter trotz der Rückschläge während der Olympischen Spiele 2024 weiterhin ambitionierte Pläne. Obwohl die geplanten Passagierflüge aufgrund verzögerter Zertifizierungen nicht stattfinden konnten, bleibt Paris ein zentraler Markt für das Unternehmen. Volocopter plant, seine Flugtaxis bei zukünftigen Großveranstaltungen in der Stadt einzusetzen und damit das Potenzial der Technologie unter Beweis zu stellen. Besonders im Blick hat das Unternehmen die Wiedereröffnung der Notre-Dame Kathedrale, bei der Volocopter-Flüge einen symbolischen Beitrag zur Neugestaltung des Pariser Stadtverkehrs leisten könnten.

Parallel dazu entwickelt Volocopter seine Pläne für das Neom-Projekt in Saudi-Arabien weiter. Neom, die geplante futuristische Megastadt, setzt auf modernste Technologien und Nachhaltigkeit, und Volocopter soll hier eine zentrale Rolle im Verkehrskonzept der Scheichs spielen. Die Saudis investierten bereits 175 Millionen Euro in das deutsche Unternehmen und erwarten die ersten fliegenden Robotaxis. „Dies ist das erste Mal in der Geschichte, dass eVTOLs mit ihren einzigartigen Eigenschaften bei der Gestaltung einer Region berücksichtigt werden, die von Grund auf neu gebaut wird. Dies bietet einen völlig neuen Ansatz dafür, wie urbane Luftmobilität die Lebensqualität in Städten verbessern kann.“ kommentierte Dirk Hoke, der CEO von Volocopter, das Investment des saudischen Königshauses.

Mehr zum ersten erfolgreichen Volocopter-Testflug in Neom: www.volocopter.com