Steigende CO₂-Preise drohen, das Autofahren in Deutschland deutlich teurer zu machen. Der Übergang in den neuen europäischen Emissionshandel ab 2027 könnte zu sprunghaften Preisanstiegen führen.

Der Emissionshandel ist ein marktbasiertes Instrument zur Reduzierung von Treibhausgasen, das darauf abzielt, die Gesamtemissionen zu begrenzen und Unternehmen durch den Handel mit Emissionszertifikaten zu Anreizen zu verhelfen, ihre Emissionen zu senken. In Deutschland hat dieser Mechanismus bereits signifikante Auswirkungen auf verschiedene Sektoren, insbesondere auf den Verkehrs- und Gebäudesektor. Aktuell beträgt der CO₂-Preis in Deutschland 45 Euro pro Tonne. Dieser Preis verteuert für den Verbraucher das Heizen mit Öl und Gas sowie das Fahren von Autos mit Verbrennungsmotoren. Für jeden Liter Benzin zahlen Verbraucher brutto aufgrund des CO₂-Aufschlags 12,8 Cent mehr, bei Diesel sind es 14,3 Cent.

Doch diese Preise sind laut der Bundesregierung nicht ausreichend, um die Klimaziele zu erreichen. Deshalb wird der CO₂-Preis im kommenden Jahr um 10 Euro erhöht. Im Jahr 2026 soll der Preis in einer politisch festgelegten Spanne zwischen 55 und 65 Euro liegen, bevor er 2027 in den neuen europäischen Emissionshandel namens ETS 2 überführt wird. In diesem neuen System sollen die Preise durch einen Markt gebildet werden, indem die Anzahl der ausgegebenen Emissionszertifikate gedeckelt ist.

Die Folgen für Verbraucher könnten erheblich sein. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt, dass der Preis für einen Liter Benzin 2027 um bis zu 38 Cent steigen könnte.

Vorgezogener Umstieg
Die deutsche Denkfabrik Agora Energiewende schlägt vor, die für 2026 geplante Handelsphase im nationalen Emissionshandel um ein Jahr vorzuziehen. Der Vorschlag sieht vor, den Preiskorridor 2025 zwischen 60 und 80 Euro und 2026 zwischen 90 und 110 Euro je Tonne CO₂ festzulegen. Dies würde Bürgern und Unternehmen mehr Planungssicherheit bieten.

Ein Anstieg des CO₂-Preises um 30 Euro würde für Verbraucher 8 Cent mehr auf einen Liter Diesel und Heizöl bedeuten und 7,2 Cent mehr für einen Liter Benzin

Auf die Verabschiedung eines sogenannten Klimageldes, das zur Kompensation der steigenden CO₂-Kosten dienen soll, konnte sich die Ampelkoalition bislang nicht durchringen. Neben einem einheitlichen, einkommensteuerpflichtigen Klimageld schlägt Agora Energiewende zielgerichtete Unterstützung für einkommensschwache Haushalte vor.

Der bestehende und zukünftige Emissionshandel
Der bestehende Emissionshandel deckt aktuell 37 Prozent der Emissionen in der EU ab. Mit der Einführung des ETS 2 im Jahr 2027 werden weitere 38 Prozent der Emissionen erfasst. Dann wird die Emissionsreduktion im Straßenverkehr und in Gebäuden nicht mehr durch politisch festgelegte Preise, sondern durch eine Deckelung der Menge ausgegebener Zertifikate gesteuert. Diese Mengenvorgaben ergeben sich aus den europäischen Klimazielen, die eine Reduktion der Treibhausgase bis 2030 um 55% gegenüber dem Wert von 1990 vorsehen und eine vollständige Treibhausgasneutralität bis 2050 festschreiben.

Der Übergang zu diesem neuen System muss von der Bundesregierung bis Ende Juni festgelegt werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich dies auf die deutschen Verbraucher und Unternehmen auswirken wird. Klar ist jedoch, dass die Kosten für fossile Brennstoffe weiter steigen werden und damit der Druck zunimmt, auf klimafreundlichere Alternativen umzusteigen.

Auswirkungen auf Elektroautos
Die steigenden CO₂-Preise und der Emissionshandel haben auch direkte Auswirkungen auf die Automobilindustrie. Elektroautos, die keine direkten CO₂-Emissionen verursachen, sollen durch die höheren Kosten für Benzin und Diesel im Vergleich attraktiver werden. Diese Maßnahme soll den Marktanteil von Elektroautos erhöhen und die CO₂-Emissionen im Verkehrssektor senken.

Weitere Informationen zu ETS 2:  climate.ec.europa.eu/eu-action